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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Methode der Disidentifikation

Es gibt verschiedene Wege loszulassen. In der Meditation werden, sobald ich still werde, Gedanken auftauchen; meine Ängste, meine Eifersucht, mein Neid. Ich nehme die Gefühle wahr, aber ich distanziere mich sofort von ihnen. Meine Angst darf sein, aber ich gebe ihr keinen Raum. Jetzt gehe ich durch die Angst hindurch in den inneren Raum der Stille, zu dem die Angst keinen Zutritt hat. In der Stille tauche auch meine Lebensmuster immer wieder auf: mein Perfektionismus, mein Zwang, immer sofort zu helfen, für alles verantwortlich zu sein, meine ständigen Selbstbeschuldigungen. Loslassen heißt: Ich lasse sie zu, ich nehme sie wahr, aber jetzt gebe ich den Mustern keine Macht. So werde ich allmählich davon frei. Die Muster bestimmen mich nicht mehr.
Was die Mönche vor 1600 Jahren entwickelt haben, das beschreibt die heutige Psychologie als Methode der Disidentifikation: Ich nehme meinen Ärger wahr, der in mir aufsteigt. Doch der Punkt in mir, der den Ärger wahrnimmt, ist nicht von Ärger infiziert. Ich sage mir dann, ich habe Ärger, aber ich bin nicht meine Ärger. Ich habe Angst, aber ich bin nicht meine Angst. So ziehe ich mich von den Gefühlen und meinen Lebensmustern jeweils auf mein wahres Selbst zurück. Es ist unberührt von den Leidenschaften, Lebensmustern und Emotionen. 
Anselm Grün Wege in die Stille

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